Freitag, 24. Juni 2011

Über Ponteferrada hinauf zum Cruz de Ferro und abwärts nach Kastillien

Der Tag (es ist Dienstag) startet heute etwas später. Die ersten 20km bis nach Ponteferrada verlaufen leider nur entlang der Nationalstrasse VI. Der Ort ist für seine restaurierte Burg der Tempelritter berühmt. Der sagenumwobene Orden der Tempelritter existiert schon seit dem Mittelalter nicht mehr. Vorher sorgte er allerdings nach seiner Gründung in der Nähe des Tempels in Jerusalem für den Schutz der christlichen Pilger in den von Mauren besetzten Gebieten entlang des Jacobsweges.



Ich halte mich allerdings nur kurz auf und folge ab hier einer stetig ansteigenden Landstrasse nach Molinaseca und in das nächste Dorf. Auch hier kann man an einem aufgestauten Teil des Baches baden und hat dabei einen schönen Blick auf die steinerne Brücke und Kapelle des Ortes.



Die Strasse geht weiter bergauf und führt über einige Serpentinen nach oben. Ab und zu kommen mir einige Radfahrer auf ihrer Abfahrt entgegen.



Als ich schliesslich das letzte Dorf vor dem Gipfel erreiche, grüsst mal wieder eine Statue - diesmal allerdings die radelnden Pilger.



In dem Café einer Pilgerherberge treffe ich einen jungen Finnen, der hier auf seinen Vater und seine Schwester wartet. Einen Tisch weiter sitzt ein niederländisches Ehepaar. Sie geht zu Fuss - und er fährt das Wohnmobil.



Laut meinem Radreiseführer liegen ab jetzt nur noch einige wenige Kilometer mit einem flachen Anstieg bis zum Gipfel und dem "Cruz de Ferro" vor mir. Es wird aber plötzlich so steil, dass ich an einigen Passagen gar nicht mehr fahren kann und einige hundert Meter schieben muss. Dann wird es ploetzlich sehr flach - anscheinend wurde das angegeben Höhenprofil hier nur gemittelt - und ich komme in Manjarin an einer kleinen Ansammlung von Hütten vorbei. Hier betreibt jemand eine kleine Herberge und bietet den vorbeikommenden Pilgern laut Führer normalerweise Kaffee und Kekse an. Ich bin anscheinend zu spät, es ist kurz vor 19 Uhr, das Abendbrot wird gerade vorbereitet, und mir wird nix angeboten. Beeindruckend ist die Vielzahl von angebrachten Entfernungsschildern am Strassenrand.



Auf dem nächsten Hügel erreiche ich schliesslich das "Cruz de Ferro". Ein kleines Eisenkreuz, das hoch oben an einem Holzpfahl auf einem Steinhaufen steht. Hier legen Pilger traditionell einen Stein ab, den sie von zu Hause mitgebracht haben. So hat sich der Berg über die Jahrhunderte aufgeschichtet. Allerdings haben sicher auch einige mal keinen Stein dazugelegt - sowie ich....



Ich treffe dort auch zwei ältere Belgier, die mit ihrem Tandem von Brügge bis Santiago fahren. Einer der beiden ist blind, was mich sehr berührt. Sie sind an diesem Tage in Léon gestartet und haben bereits 100km hinter sich!



Während der Abfahrt habe ich eine herrliche Sicht auf das vor mir liegende Kastillien. Viele Windräder stehen auf den umgebenden Hügeln.



Ich rolle durch ein Dorf, in dem die Eingangstüren und Fensterrahmen der Häuser farbig gehalten sind. Das ist für diese sehr landwirtschaftlich geprägte Region Spaniens sehr typisch.



Kurz danach finde ich unverhofft einen Campingplatz, der von einem deutsch-spanischen Paar seit Kurzem betrieben wird. Ich werde sehr nett empfangen und verbringe hier nach einem guten Essen die Nacht.

Über den Berg von Sarria nach Villafranca del Bierzo

Der Tag in der Pilgerherberge beginnt mal wieder früh. Um 8:00 Uhr haben alle das Haus verlassen und ich fahre in der kühlen Morgenluft durch die Stadt Sarria. Am Ortsausgang treffe ich auf einen Südkoreaner mit einem Klapprad!! Er kommt gerade aus Samos und hat gestern den vor mir liegenden Berg von 1300m Höhe passiert. Stolz zeigt er mir auf seinem iPhone die Fotos von da oben. Dann warnt er mich noch und sagt "You will die up there..". Naja, mir ist es eher Ansporn als Warnung, wenn er das mit dem Klapprad schafft. Es sei denn er ist Weltmeister im Klappradfahren und absolviert hier gerade ein Trainingslager... ;-)



Auf dem Weg in das etwas höher gelegene Samos lichtet sich ploetzlich der Nebel und die Sonne kommt zum Vorschein. Mir kommen auch schon die ersten Pilger entgegen.



In Samos gibt es ein riesiges Benedektinerkloster, was wunderbar eingebettet im Tal zwischen den Bergen liegt.



Neben einigen Pilgerherbergen hat der Ort zum Glueck auch noch einen kleinen Supermarkt, wo ich mich mit Wasser fuer den kommenden Anstieg eindecken kann. Als ich gegenueber des Klosters ein kleines zweites Fruehstueck zu mir nehme, fallen mir wieder vielfaeltige Dekorationen mit der Muschel, dem Symbol des Jacobsweges auf. Nicht nur der Eisenzaum zum Fluss ist damit verziert, sondern auch ungewöhnlicherweise ein Mülleimer direkt am Kloster.



Nach einigen weiteren Kilometern komme ich nach Tricastella, dem letzten Dorf vor dem etwa 8km langen Anstieg mit 7% Steigung. Ich gönn mir noch einen Bocadillo und nen Milchkaffee und fahre dann (leider in der Mittagshitze) weiter. Es ist erstaunlich, aber kontinuierlich tretend komme ich mit 6-8km/h diesen Berg hoch.
Vielleicht ist es auch die Motivation durch das Treffen mit dem Klapprad-Fahrer heute morgen..



Am höchsten Punkt angekommen treffe ich zwei Mountainbiker - Vater und Sohn. Sie haben gerade den Aufstieg von der anderen Seite in den Beinen. Dabei beeindruckt mich insbesondere der Vater, der mit einem normalen und einem künstlichen Arm sein Rad steuert! Wir fotografieren uns gegenseitig.



In Hospital gönn ich mir noch eine Pause. Während ich Cracker und Käse esse, treibt irgendwann ein Bauer einige Bullen an mir vorbei - auch die haben nun Siesta.



Einen Hügel weiter bietet sich mir ein sehr schöner Ausblick auf die Landschaft vor mir.



Kurz vor der Abfahrt grüsst eine Pilgerstatue die Reisenden.



Die Abfahrt ist geil! Am Anfang kann ich mich mit bis zu 70km/h "hinabstürzen". Angenehmerweise geht es aber auch später noch abwärts und ich rolle die restlichen 40km bis Villafranca del Bierzo zügig durch.

Der kleine Ort ist sehr hübsch. An einer Stelle ist der Fluss aufgestaut und es gibt einen Badestrand. Der Kirchenfassade ist ihr Alter anzusehen, aber sie ist immer noch sehr hübsch.



Mein Campingplatz liegt leider etwas ausserhalb und da es schon relativ spät ist kann ich leider nicht länger hier verweilen.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Auf dem Jacobsweg den Pilgern entgegen bis nach Sarria

Bereits am Samstag war die Zeit in Santiago vorbei. Vom Flughafen bin ich nachmittags meist entlang der Nationalstrasse bis nach Melide gefahren.
Da war die Strecke zum Glueck noch meist flach.
Abends bin ich (zum ersten Mal) in einer Pilgerherberge untergekommen. In einer kleinen Kneipe gab es gekochten Tintenfisch, eine lokale Spezialitaet!



Am naechsten Tag wurde es dann richtig huegelig. Zunaechst verwoehnte einen die gruene galizische Landschaft noch.




Es war Sonntag und ich kam an einem kleinen Dorf an einem Markt vorbei.



Zum Glueck verlief der weitere Weg auch fuer Radfahrer weitgehend auf dem offiziellen Pilgerweg, so dass ich vielen Fusspilgern begegnete.



Aber nachmittags wurde es mit vielen Höhenmetern richtig anstrengend. Dafür gab es aber immer eine tolle Aussicht als Belohnung.



Recht spaet kam ich abends in Sarria an und konnte in einer internationalen Herberge mit einem nicht so grossen Schlafsaal (nur 12 Leute) übernachten. Die grosse Terasse war nicht nur praktisch zum Trocknen der gewaschenen Waesche. Sie bot auch noch einen tollen Ausblick.

Dienstag, 21. Juni 2011

Santiago de Compostella

Gewundene Treppe im Galizien - Museum






Campierende Demonstraten vor der Kathedrale



Ein Blick über die Dächer auf die Kathedrale

Samstag, 18. Juni 2011

Über Padron nach Santiago

Unser Tag beginnt mal wieder mit Regen. Da hilft auch die schöne Aussicht nicht, die etwas durch Wolken getrübt wird. Die ersten Kilometer sind mal wieder sehr hügelig.
In Padron treffen wir auf den traditionellen Pilgerweg, der vom Süden aus oft zu Fuss begangen wird.



Das kleine Dorf lädt mit seinem Fluss, der alten Brücke und einigen schönen Ansicht zum Verweilen ein.



Wir verbringen hier also nach nur 20km unsere Mittagspause. Später zeigt sich die Sonne und während wir bergauf das Dorf verlassen kommt uns eine schwerbepackte Radfahrerin, vermutlich eine Pilgerin, entgegen!

Wir sind daraufvorbereitet, dass es weiterhin bergauf geht, da Santiago nicht mehr weit ist und auf ca. 280m Höhe liegt. Aber die Steigungen ziehen sich dennoch sehr lange hin!
Bei einer Ortsdurchfahrt sehen wir ein Rondell, was vermutlich früher bei Dorffesten den Musikern als Buehne diente.



Ebenso auffällig und typisch galizisch sind die Korn - bzw. Maisspeicher. Es sind kleine erhöhte längliche Bauten, die oft mit einem Kreuz zum Schutz verziert sind.
Wir konnten sie schon in verschiedenen Formen, auch mal verfallen, am Wegesrand in der Naehe von Häusern, sehen.






Das letzte Stueck ist nochmal richtig anstrengend. Es geht eigentlich nur noch bergauf!



Und dann sind wir nach kurzer Abfahrt auf einmal schon in Santiago de Compostella!
In der Stadt sehen wir dann auch viele Pilger, mit Rucksack, der daran befestigten Muschel und einem Wanderstock!




Alle streben eigentlich nur ein Ziel an - die Kathedrale.

Freitag, 17. Juni 2011

An den "Rias Bajas" über Vigo durch galizisches Grün

Auch heute beginnt der Tag bei Nieselregen. Das Frühstück findet also mal wieder im Zelt statt.




Es bleibt bedeckt und manchmal kann man in den Bergen rechts von uns einige Windkraftanlagen sehen!



Vor uns liegen die Städte Vigo und Pontevedra. Sie sind an den Ausläufern der "Rias Bajas", sehr weit in die Küste reichenden Buchten, die den südwestlichen Teil Galiziens kennzeichen. Bis Vigo sind es knapp 20km und als wir dort ankommen regnet es. Angesicht des Wetters und der weniger schön zu erwartenden Strecke entlang stark befahrener Schnellstrassen und über Brücken nehmen wir ab hier den Zug bis Vilagarcia da Arousa.
Ab dort ist das Wetter auch deutlich besser. Der häufige Regen bewirkt natuerlich, dass die gesamte Gegend sehr grün ist.



Den angepeilten Campingplatz finden wir leider nicht. Daher müssen wir noch etwas weiter und müssen einige anstregenden letzte Kilometer bergauf bewältigen. Die Aussicht vom Campingplatz ist dafür aber auch super!

An der Küste Galiziens

Am Dienstag fahren wir mal ausnahmsweise zeitig vom Campingplatz weg - so gegen 10 Uhr - um rechtzeitig die Fähre zu erreichen, die uns bei Caminha über den Grenzfluss nach Spanien bringt.




Auf spanischer Seite beginnt die Provinz Galizien. Sofort sehen wir ein erstes Hinweisschild auf den hier verlaufenden Pilgerweg nach Santiago de Compostella, der über die spanische Grenzstadt A Guarda führt.





A Guarda liegt an einem Berg, der eine tolle Aussicht auf das Flusstal und den Atlantik verspricht. Wir quälen uns den 2,5km langen Aufstieg hoch und hoffen auf schoene Ausblick. Allerdings wird dieser durch das feuchte Wetter und viele Wolken etwas getruebt.



Als die Wolken etwas aufreissen koennen wir dann aber doch ueber den Fluss zurueck auf die portugiesische Seite gucken.




Irgendwie bin ich doch etwas traurig Portugal zu verlassen. Das Land und die Menschen haben mir sehr gut gefallen. Und auch sprachlich ist die Umstellung erstmal etwas schwierig. Manchmal rutscht mir noch ein "Obrigado" oder "Bon dìa" statt dem spanischen "Gracias" oder "Buenos Dias" raus.



Nachmittags wird das Wetter etwas offener und die Sonne kommt sogar zum Vorschein, während wir an der Kueste Galiziens gen Norden fahren.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Durch Flusstäler gen spanischer Grenze

Am Montag morgen regnet es in Porto. Wir lassen uns nicht entmutigen und nehmen den Zug bis Barcelos, um den vielen Verkehr und die nicht so schoenen Vorstaedte zu umgehen!
Ab Barcelos fuehrt uns der Weg in das Anbaugebiet der jungen Weine - "vinho verde".
Wir kommen in ein Flusstal und fahren Richtung Kueste.



In Viana do Castello verspricht uns der Reisefuehrer den schönsten Platz Portugals.
Leider sind einige Bauarbeiten hinter einem Geruest und die Sonne versteckt sich hinter einigen Wolken. Wir stärken uns erstmal mit Crackern und Käse und geniessen danach eine Kaffee.



Es ist ja Pfingstmontag in Deutschland, aber hier ein ordentlicher Werktag. Ich nutze die Gelegenheit und geh mal zum Friseur, der direkt am Platz im 1.OG seinen Laden hat.



Schliesslich fahren wir noch bis Caminha und finden ein letztes Mal einen Campingplatz der Kette "Orbitur". Es ist der zweitaelteste von mittlerweile ueber 20 Plaetzen in Portugal - allesamt sehr sauber, guenstig und nur zu empfehlen!
Unter Nadelbäumen bauen wir unser Zelt auf - mit Blick auf den Grenzfluss nach Spanien, den wir morgen überqueren werden (am Di).